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Ladinia
Ladinia
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Frühgeschichte
Romanisierung
Christianisierung
Mittelalter
Rückgang des Sprachraumes
Eindeutschung der Namen
I. Weltkrieg
Dreiteilung
Nach dem II. Weltkrieg
   
 



Frühgeschichte

BIn der Conturines-Höhle in Fanes (2800 m Höhe) wurden zahlreiche Bärenknochen gefunden. Ihr Alter beträgt zwischen 100.000 und 40.000 Jahren. Die Bären waren Pflanzenfresser; damals waren die heutigen Geröllhalden der Conturines also grüne Wiesen.



Erste Siedler
Die Besiedlung der ladinischen Täler hat vor ca. 9.000 Jahren begonnen. Damals wurden in den Sommermonaten die Wiesen unter dem Pütia (Peitlerkofel) von Jägern und Sammlern aufgesucht.
1987 wurde auf Mondeval de Sora (2150 m) ein Skelett eines Stammeshäuptlings mit zahlreichen Grabesbeigaben gefunden, der vor ungefähr 8.000 Jahren gelebt hat.
Ab ca. 1700 v. Chr. gibt es dauerhafte Siedlungen wie Sotciastel (Badia) oder Plan de Crepei (Fascia).

Die Räter
Die Völkerschaften, die den Alpenraum in den Jahrhunderten vor der römischen Eroberung bewohnen, werden gemeinhin als "Räter" bezeichnet; sie entwickeln ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. eine beachtliche Kultur. Über die Herkunft und Sprache der Räter wissen wir fast nichts. Sie verwenden das etruskische Alphabet und unterscheiden sich eindeutig von den angrenzenden nördlichen Kulturen.












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Romanisierung


15 v. Chr. wird der Alpenraum von den Römern erobert. Die Alpenbevölkerung übernimmt die lateinische Sprache, die sich unter Einfluss der heimischen Sprache zum Ladinischen (Rätoromanischen) wandelt.
Es wird vielfach die Meinung vertreten, die Römer hätten sich nicht für die Seitentäler interessiert, die stete Besiedlung durch die romanisierte Bevölkerung in den Tälern hätte erst später stattgefunden. Funde von Münzen und Gegenständen (u.a. eine Waage) in den ladinischen Tälern widersprechen dieser Ansicht: Die Täler waren damals bereits durchgehend besiedelt.

Wörter rätischen Ursprungs:
aisciöda Frühling primavera
barantl Legföre pino mugo
brama Rahm panna
ciaspes Schneereifen racchetta
cìer Zirbelkiefer cembro
dascia Fichtenzweig ramo di abete
dlasena Schwarbeere mirtillo nero
liösa Rodel slitta
morona Kette catena
nida Molke siero del burro
roa Mure frana
sala Rinnsal rigagnolo


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Christianisierung

Der gesamte Alpenraum - der eine Art Protoladinisch spricht - wird von Aquileia aus christianisiert. Dabei werden viele alte, heidnische Traditionen und Vorstellungen nicht ausgemerzt - sie leben bis heute weiter: In Bräuchen, Sagenfiguren, kirchlichen Festen und Ritualen überlebt heidnisches Gedankengut. Die Kirchen werden meistens dort erbaut, wo sich heidnische Kultstätten befinden.

Rückgang des Sprachraumes

Infolge des Vordringens der Bajuwaren und Alemannen aus dem Norden und der Langobarden aus dem Süden sowie der Slawen aus dem Osten wird das ladinische Gebiet (es reicht vom Gotthard und Bodensee bis zur Adria) nach und nach verringert und aufgesplittert. Es bleiben voneinander getrennte Sprachinseln. In den folgenden Jahrhunderten schrumpfen diese weiter.
600 ca. nehmen die Bajuwaren Bozen ein.
800 ca. sind das obere Eisacktal und die Bozner Gegend noch zweisprachig. Reste von ladinischer Bevölkerung halten sich in Regensburg, Salzburg und München.
Um das Jahr 1000 ist der gesamte Kanton Graubünden noch romanisch. Unzählige Orts- und Flurnamen in der später germanisierten Ostschweiz belegen das romanische Erbe.
Um 1200 sprechen bereits ca. zwei Drittel des heutigen Südtirol Deutsch. Ladinisch sind nicht nur das heutige Ladinien, sondern auch noch Vilnöß, Kastelruth, Völs, Tiers, Auer sowie der Vinschgau.

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Mittelalter


Im Jahr 1027 wird der Bischof von Brixen weltlicher Fürst. Ladinien gehört mit Ausnahme von Anpezo zu Tirol. Die rechte Seite des Gadertales wird dem Benediktinerinnenkloster Sonnenburg (Ciastel Badia) unterstellt. Das Kloster (Badia) gibt dem Tal seinen Namen.

Im Mittelalter ist auch Ladinien dem Feudalsystem unterworfen. Die Bevölkerung der Täler muß einen Teil der Ernte abgeben. Ein Teil des Gadertales untersteht dem Kloster Sonnenburg (Ciastel Badia). Das Kloster nimmt von den Höfen der Orte Enneberg, Wengen, Abtei und Corvara, so ergibt das Urbarium 1296, jährlich neben Getreide 3 Rinder, 8 Kälber, 397 Schafe und Hammel, 462 Lämmer, 16 Schweine, 5 Ziegen, 40 Hühner, 351 Stück geräucherte Schulter, 38 Häute, Wolle von 348 Schafen, 4728 Eier, 44 Formen Butter, 5034 Käse, dazu Milch, Brot, Brennholz und Bargeld.
Den Bauern wird von den Eintreibern oft nur das Exisentzminimum gelassen. Immer wieder kommt es zu Mißbräuchen. Um 1440 muß Fascia dem Brixner Bischof 700 Pfund Bargeld (ein Schaf kostete 1 Pfund), 200 Schafe, 60 Hammel, 150 Lämmer, 70 Star Weizen, 150 Star Roggen, 150 Star Gerste, 15 Star Bohnen und Erbsen liefern. Fascia hat zu dieser Zeit ca. 152 Höfe und 1000 Einwohner. Sonnenburg wird 1785 von Joseph II. aufgelöst. Das Bistum Brixen wird 1803 säkularisiert.



Die Dolomitenladiner haben keine Möglichkeit, gemeinsame Strukturen zu entwickeln. Die Verwaltungszentren sind außerhalb der Täler, der gesamte Verwaltungsapparat ist deutsch. Auch die Ortsnamen werden eingedeutscht. Die herrschende Schicht sieht die eigene Sprache als höherstehend an.
Der Namen Tirol kommt vom Ladinischen teriol/troi (Weg/Steig, vom Schloß Tirol, dem Schloß am Weg).

Anpezo: Soziale Kleinrepublik
Anpezo und Cadore gehören zum Patriarchat Aquileia und haben eine weitreichende Selbstverwaltung, die in eigenen Statuten fixiert ist. 1420 fällt Anpezo an Venedig (Ende des Patriarchats), 1511 wird es von Kaiser Maximilian erobert und Tirol einverleibt.

Während dieses Zeitraumes gibt es mehrere kriegerische Auseinandersetzungen. So schicken die Venetianer 1487 Stratioten (moslemische Söldner) nach Enneberg. Sie schneiden 42 getöteten Ennebergern den Kopfg ab. Beim nächsten Überfall geht es anders: Die Enneberger umzingeln die 300 Söldner, töten alle bis auf einen, den sie mit abgeschnittener Nase und Hand und mit einem ausgekratzten Auge zurückschicken. So jedenfalls will es die Überlieferung. Über die tirolerisch-venetianischen Kriege gibt es auch eine andere Überlieferung: Es wird heute noch erzählt, daß die venetianischen Söldner mit den Köpfen der Gegner kegelten. Bei Vollmond ...

Als Maximilian Kaiser wird, will er den Venetianern nicht nur Anpezo, sondern auch Cadore und das Friaul wegnehmen. Die Truppen Maximilians stossen im Februar 1508 bis Pieve di Cadore vor; der Rückweg wird ihnen aber von den Venetianern, die einen Umweg über schneebedeckte Pässe gemacht haben, abgeschnitten. Die kaiserlichen Truppen werden vernichtend geschlagen. 1511 setzt Maximilian seine Artillerie, eine neue Waffengeneration, ein. So kann er Anpezo erobern. Anpezo beibt bis zum Ende des ersten Weltkrieges unter Tirol und Österreich (nur infolge der napoleonischen Kriege wird Anpezzo gemeinsam mit Fodom und Fascia 1810 für drei Jahre zum Königreich Italien geschlagen).



Die Ampezzaner fordern den Respekt ihrer Selbstverwaltung.
Mit dem Holzverkauf bezahlt Anpezo die öffentlichen Arbeiten und die Regierungssteuern. Es gibt einen gemeinschaftlichen Getreidespeicher: Es wird en gros eingekauft und ohne Aufpreis an die Bevölkerung weitergegeben.

Gegenreformation
1607 wird im Zuge der Gegenreformation das Priesterseminar in Brixen gegründet. Die ladinischen Täler erhalten vermehrt ladinische Priester. Des öfteren hatten die ladinischen Gemeinden Priester mit Ladinisch-Kenntnissen gefordert.

Prozesse
Im 16. Jahrhundert gibt es viele Morde - genährt wird die Aggressivität durch die Armut und das harte Leben - und das Gefühl, schlecht behandelt zu werden. In Anpezo gibt es im 16. Jahrhundert neben anderen Delikten mindestens 11 Mordfälle, in Fassa 13, in Buchenstein 8, in Thurn 4 (von 1532-1585).
Nicht gezählt werden die Morde, die von der Obrigkeit verübt werden: Die Bauernaufstände werden brutal niedergeschlagen. Doch die Obrigkeit wird wegegn ihrer Gewalt nicht zur Verantwortung gezogen.









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Rückgang des Sprachraumes


Zu Beginn des 17. Jahrhunderts spricht man in der Kastelruther Fraktion St. Michael noch Ladinisch, ebenso in Welschnofen (Neva Ladina). Ladinisch sind das Fleimstal, Cadore, Zoldo, Agordo.
Ladinisch ist der obere Vinschgau, der im 17. Jahrhundert mit einem Verbot des Ladinischen germanisiert wird. Jenseits der nahen Grenze (Müstair) spricht die Bevölkerung heute noch Romanisch.

Vinschgau: Zwangsgermanisierung



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Eindeutschung der Namen


Viele ladinische Familiennamen klingen heute typisch Deutsch - weil sie systematisch germanisiert wurden. Das Unrecht wurde nie wieder gut gemacht.

Germanisierung ladinischer Familiennamen

Nationalismus im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert versucht der Nationalismus in Tirol, die Ladiner zu germanisieren: Die einzige Sprache in Schule, Kirche und öffentlichem Leben soll Deutsch sein. Bevölkerung und Klerus wehren sich (Enneberger Schulstreit, 1873).
Einen weiteren massiven Germanisierungsversuch gibt es 1916. Es wird versucht, vor allem das Gadertal zu germanisieren. Es sollte in der Schule und in der Kirche nur mehr die deutsche Sprache Verwendung finden. Der Begriff der "Germanisierung" sei zu vermeiden, so das entsprechende Dekret. Österreich will aufgrund des Krieges und der bevorstehenden Grenzverschiebungen klare Grenzen zu Italien.

Ladinisches Bewusstsein
Im 19. Jahrhundert erwacht ein allgemeines ladinisches Nationalbewusstsein.
1870 In Brixen wird am Priesterseminar der Verein "Naziun Ladina" gegründet.
1905 In Innsbruck wird die "Uniun Ladina" gegründet. Es werden die ersten ladinischen Zeitungen und Kalender herausgegeben. Das neu erwachte Bewußtsein um den Wert der eigenen Sprache und Kultur wird durch den Ausbruch des I. Weltkrieges und das neue Aufflammen des deutsch-tirolerischen Nationalismus jäh beendet.


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I. Weltkrieg


Die Dolomitenfront verläuft mitten durch Ladinien (Cristallo, Tofanes, Col de Lana, Marmolada). Aus strategischen Gründen verlegt Österreich die Frontlinie auf die Bergkette nördlich von Anpezo, aus dem gleichen Grund wird Fodom zweigeteilt. Die italienischen Truppen besetzen Anpezo sowie einen Teil von Fodom. Die österreichischen Truppen beschießen Fodom; La Plié wird vollkommen zerstört. In Fodom werden 301 Wohnhäuser zerstört (Futterhäuser nicht mitgezählt), nur 55 bleiben erhalten.
Viele Fodoms flüchten - bis nach Böhmen und in die Abruzzen, aber auch in die benachbarten Täler.

Fodoms auf der Flucht: Tragisches Schicksal

Ladinien unter Italien


1919 kommt Ladinien mit Südtirol zu Italien. Die Ladiner fordern den Verbleib bei Tirol und bei Österreich und die Anerkennung als ethnische Gruppe (die unter Österreich nicht gewährt worden war), die politische Autonomie sowie den Schutz der ladinischen Sprache:

"Wir Ladiner sind keine italienische Minderheit in Südtirol - wie die Herren in Trient der italienischen Regierung und aller Welt glauben machen wollen - sondern wir sind ein eigenes freies Volk, das älteste der in Tirol lebenden Völker"

Der Faschismus erklärt Ladinisch zum italienischen Dialekt.
Diese Einstellung widerspricht den Forschungsergebnissen von namhaften Sprachwissenschaftlern. Mit dieser Theorie, die nur durch die Manipulation bzw. falsche Interpretation von sprachwissenschaftlicher Forschung gestützt werden kann, sind auch Gebietsansprüche verbunden: Der Tessin und der italienische und rätoromanische Teil Graubündens hätten so gesehen zu Italien gehört. Gerade in dieser Zeit fällt die Schweizer Bevölkerung eine historische Entscheidung: In einem Referendum 1938 wird Rätoromanisch mit überwältigender Mehrheit als vierte Landessprache anerkannt.

Zu den profiliertesten Widersachern der Theorie, Ladinisch sei ein italienischer Dialekt, gehört auch Pier Paolo Pasolini: "Lingua ladina dunque", schreibt er, "non dialetto alpino". Pasolini gehört zu den herausrangenden Gestalten der friaulischen Literatur.

1920 Bei einem Treffen von Ladinervertretern entsteht die ladinische Fahne: Blau für den Himmel, Weiß für die schneebedeckten Berge, Grün für die Wiesen: Ein Symbol der bezaubernden Dolomitenlandschaft.


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Dreiteilung


Dreiteilung1923 Ladinien wird von den Faschisten zerteilt: Anpezo und Fodom mit Col kommen zur Provinz Belluno, 1927 kommen Val Badia und Gherdëina zur neu geschaffenen Provinz Bozen, Fascia bleibt bei Trient. Das erklärte Ziel der Dreiteilung ist die rasche Assimilierung der Ladiner.
Die Dreiteilung wird nicht wieder gutgemacht, sie ist heute noch aufrecht - die jeweiligen Mehrheiten der einzelnen Provinzen sind sehr darauf bedacht, das Unrecht aufrecht zu erhalten. 1964 werden die Grenzen der Diözesen an die Dreiteilung angeglichen - die Kirche vollzieht den politischen Akt des Faschismus mit.



1939 Im Zuge der Option werden die Ladiner der Provinzen Bozen und Belluno als "fremdstämmig" eingestuft und müssen optieren, obwohl sie der Faschismus offiziell als Italiener einstuft. Offenbar glaubt der Faschismus seiner eigenen Theorie nicht.


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Nach dem II. Weltkrieg


1946 An die 3000 Ladiner demonstrieren am Sella-Joch gegen die Dreiteilung und fordern mehr Rechte für die Minderheit.
Diese Rechte wurden größtenteils bis heute nicht gewährt. Da Ladinien unter der Nazi-Besetzung in der Operationszone Alpenvorland vereint war, wird von italienischer Seite der Ruf der Ladiner nach Einheit als Sympathie für den Nationalsozialismus hingestellt. Es beginnt auf italienischer wie auf deutscher Seite die systematische Verleumdung, ja die Kriminalisierung jener Ladiner, die sich für die Rechte ihrer Volksgruppe und für die Aufhebung der Dreiteilung einsetzen. 1996 wird auf dem Sella-Joch mit einer Großveranstaltung an diese Demonstration erinnert - an der faschistischen Dreiteilung hat sich nach wie vor nichts geändert.



In den anderen Provinzen wird wieder die rein italienische Schule eingeführt. In den ladinischen Tälern Südtirols gibt es massive Versuche, eine rein deutsche Schule einzuführen. Oft wird erklärt, Ladinisch sei es nicht wert, unterrichtet zu werden.

1948 Mit einem Dekret des Unterrichtsministers wird die paritätische Schule in den ladinischen Tälern Südtirols eingeführt. Fanatische Familien ziehen ihre Kinder während des Ladinisch-Unterrichts aus der Schule ab. Die zunächst ungewohnte paritätische Schule wird von der Bevölkerung größtenteils akzpetiert. Versuche der Germanisierung der Schulen wird es aber weiterhin geben.

Zur Geschichte der paritätischen Schule

1950 ca. die ladinische Vereine (Uniuns di Ladins) schließen sich in der "Union Generela di Ladins dla Dolomites" als Dachorganisation für alle Dolomitenladiner zusammen. Die Organisation wird von den jeweiligen Mehrheiten in den Provinzen angefeindet. Die Union Generela ist die einzige Organisation, die die faschistische Dreiteilung überwindet. Nur Rom akzeptiert die Union Generela als Verhandlungspartner für ladinische Angelegenheiten. Viele Errungenschaften der Ladiner in den letzten Jahrzehnten gehen auf die Bemühungen der Union Generela zurück.

1954 Union de Ladins de Gherdëina baut das Kulturhaus "Cësa di Ladins" in Urtijëi. Die Cësa di Ladins ist heute Sitz der Wochenzeitung "Usc di Ladins", der "Union di Ladins de Gherdëina" und des Sprachplanungsprojektes "spell".

1964 Rom ist bereit, den Ladinern Südtirols einen eigenen Wahlkreis zu gewähren. Dieses Recht wird jedoch von Bozen verhindert.

1972 Das 2. Autonomiestatut enthält Schutzbestimmungen für die Ladiner, gleichzeitig schreibt es Diskriminierungen fest.

1973 Es wird eine überregionale politische Gruppierung der Ladiner gegründet; nur in Fascia stellt sie sich der Wahl. Die Großparteien in den Provinzen versuchen, die Bewegung im Keim zu ersticken. Ladinische Eigenständigkeit ist ein Dorn im Auge.

70er Jahre: Wieder versucht die Mehrheit in Südtirol, rein deutsche Schulen in Ladinien zu erzwingen. Das Verfassungsgericht stoppt den Assimilierungsversuch (1976)

1975 Gründung des Istitut Cultural Ladin "Majon di Fascegn"

1975 Gründung des Ladinischen Schulamtes (Bozen)

1976 Gründung des Istitut Cultural Ladin "Micurà de Rü" (San Martin de Tor)

1977 Ladinische Talgemeinschaft für Fascia: Die Ladiner Fascia erhalten die territoriale Anerkennung (fehlt in Südtirol bis heute)

1978 Gründung der Ladinervereinigung "Comunanza Ladina a Bulsan"

1983 Die politische Gruppierung nimmt in Fascia den Namen Union Autonomista Ladina (UAL) an und stellt mit Ezio Anesi den ersten fassanischen Landtagsabgeordneten in Trient

1987 Gründung des Istitut Pedagogich Ladin

1989 wird das Verwaltungsgericht in Bozen eröffnet. Obwohl es auch über die Gleichbehandlung der ladinischen Sprachgruppe zu urteilen hat, sind die Ladiner aus dem Verwaltungsgericht gesetzlich ausgeschlossen.

1989 Auf Betreiben der Union Generela (in Bozen gibt es Widerstand dagegen) wird Ladinisch Verwaltungssprache in den ladinischen Gemeinden Südtirols. Außerhalb dieser Gemeinden müssen die Ladiner zwischen Deutsch und Italienisch wählen.

1992 Ezio Anesi (UAL, Fascia) wird als erster Ladiner ins römische Parlament gewählt

1993 Ladinisch wird Verwaltungssprache in Fascia.

1993
Gründung der eigenen politische Partei der Ladiner in Südtirol “Ladins”. Für zwei Legislaturperioden (zehn Jahre) stellte die Liste Ladins mit Carlo Willeit den ladinischen Landtagsabgeordneten. Von der Mehrheitspartei und ihnen nahe stehenden Medien werden die Partei und ihre Exponenten einer üblen Verleumdungskampagne ausgesetzt.

1998 die Mehrheit im Regionalrat beschließt ein Wahlgesetz, das mit einer Sperrklausel autonome politische Parteien der Ladiner de facto verbietet bzw. aus dem Regionalrat ausschließt. Das Gesetz wird noch im gleichen Jahr nach einem Rekurs des ladinischen Abgeordneten im Regionalrat vom Verfassungsgericht in Rom als verfassungswidrig weil minderheitenfeindlich annulliert.


2000 Abänderung des Autonomiestatus: Die Ladiner der Provinz Bozen erhalten mit der Änderung die Möglichkeit, in der Landesregierung vertreten zu sein - jedoch nur, wenn die Mehrheit einverstanden ist. Ein Privileg für die Mehrheit also, kein Recht für die Minderheit. Die SVP-Propaganda freilich behauptet mit großen Worten, dass den Ladin
ern mehr Rechte gewährleistet worden seien – eine Behauptung, die nachweislich falsch ist. Die anderen Sprachgruppen haben nämlich das Recht, in der Landesregierung zu sein, die Ladiner nicht: Die Ladiner haben nur die Möglichkeit, in der Landesregierung zu sitzen.

Ihre Rechte werden der ethnischen Mehrheit untergeordnet. Sie dürfen nur dann in die Landesregierung, wenn die Mehrheit damit einverstanden ist. Es sei denn, es sitzen zwei Ladiner im Landtag (nur in diesem Falle aber haben die Ladiner aufgrund der Proporz-Regelung das Recht, in der Landesregierung zu sitzen. Das Wahlrecht ist aber so gestaltet, dass bisher immer nur ein Ladiner im Landtag saß – zwei saßen nur einmal im Landtag, und zwar als sich Alexander Langer - aus Protest gegen die Sprachzugehörigkeitserklärung – als Ladiner erklärte).

Die Mehrheit nimmt sich mit der Reform des Autonomiestatus zudem das Recht, nicht gewählte Parteiexponenten in die Landesregierung zu nehmen – “Berufung von außen” wird diese nicht-demokratische Vorgangsweise genannt. Die SVP verkaufte die Änderung als große Errungenschaft für die Ladiner. Mehr Rechte bekam aber die SVP.

Die SVP beruft in der Folge der Reform des Statuts tatsächlich einen nicht gewählten Parteiexponenten in die Landesregierung, und zwar Florian Mussner, der Landesrat für öffentliche Bauten und für ladinische Kultur wird. Während der gewählte Vertreter Carlo Willeit als Ladinervertreter nicht anerkannt wird, wird nun Florian Mussner als “Ladinervertreter” herumgereicht, obwohl nicht gewählt worden war: Das etwas eigenartige Verständnis von Demokratie und Minderheitenschutz.

Mit dem Amt – und damit Unterstützung von Steuergeldern - machen Florian Mussner und die SVP fleißig (Wahl)werbung: Besuch nach Besuch, Einweihung nach Einweihung, um in der Öffentlichkeit präsent zu sein. Auch Anrufe bei Journalisten folgen, um die Berichterstattung zu beeinflussen.

2003 wird Florian Mussner als einziger Ladiner in den Landtag gewählt, die Liste Ladins verliert ihr Mandat.

2003 wird mit einem Beschluss der Landesregierung die ladinische Schriftsprache “Ladin standard” in der öffentlichen Verwaltung vorerst nicht zugelassen.

Von allen namhaften Sprachwissenschaftlern wird die Schriftsprache als unerlässliche Bedingung für das Überleben der Minderheit angesehen.

www.noeles.info - das erste und bisher einzige ladinische Internet-News-Portal wird 2002 gegründet. Betrieben wird die vielbesuchte Seite von der Uniun Scriturs Ladins Agacins (USLA), die auch die ladinische Seite des Alto Adige gestaltet.
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